Freispiel-Impulse Bauen und Konstruieren

Neue Bau-Ideen fürs Freispiel!

26 spannende Spiel-Impulse mit Alltagsmaterialien regen Kinder zum Bauen und Konstruieren an. Alle vorgestellten Material-Sets bestehen aus leicht zu beschaffenden Alltagsdingen, die sich hervorragend miteinander kombinieren und verbinden lassen. Das weckt den kreativen Forschergeist der Kinder und ermöglicht es ihnen selbstständig – alleine oder als Team – Fahrzeuge, Bauwerke, Skulpturen, Schmuckstücke und Vieles mehr zu anzufertigen.

Dabei lernen sie ganz nebenbei, was funktioniert und was nicht und haben Freude am schöpferischen Tun. Weil die Material-Sets selbsterklärend und ungefährlich sind, eignen sie sich hervorragend für das Freispiel. Tipps und anschauliche Fotos zeigen, was für das jeweilige Angebot benötigt wird und wie Sie die Umgebung vorbereiten. 

Freispiel-Impulse Bauen und Konstruieren

von Michael Fink
Verlag Herder
1. Auflage 2020
Geheftet
64 Seiten
ISBN: ISBN: 978-3-451-38542-1
EUR 12,00 €

In diesem Heft stelle ich Ihnen 26 Bau-Sets vor. Es ist jeweils Kombinationen aus zwei, drei oder vier Materialien. Die Grundidee ist, diese Dinge als Material-Boxen jeweils wie Montessori-Tabletts Kindern zum Freispiel anzubieten – ob nun alleine oder in kleinen Gruppen.

Das Material der Bau-Sets hat bestimmte Gemeinsamkeiten: Alle Dinge, die Sie in diesem Heft vorgeschlagen kriegen, sind nicht speziell als Spielmaterial für Kinder entwickelt worden. Deswegen bekommt man sie nicht im Spielzeugladen, sondern in alltäglichen Geschäften wie Baumarkt, Haushaltswarenladen oder Drogerie. Andere Dinge sind eigentlich Abfall, weil sie als Verpackungsmaterial zu uns gelangen. Die Dinge sind preiswert: Zusammen kosten die in diesem Buch vorgestellten Materialien kaum 50 Euro. Viele Dinge sind für die Kinder alltäglich, was bedeutet, dass sie diese auch zuhause entdecken und weiterbauen können. Manche Dinge sind uns als Einwegartikel bekannt – wie Strohhalme und Plastik- oder Pappbecher – und werden in den Händen der Kinder zum Mehrweg- und Vielzweckspielzeug, weil sie anstatt weggeworfen zu werden immer wieder bespielt werden.

Welche Materialien in jedem Material-Set zusammentreffen, ist alles andere als Zufall. Immer sind es zwei, drei  Dinge, die sich aufgrund ihrer Form oder ihres Materials besonders gut miteinander verbinden lassen. Manchmal entstehen fast von selbst Spielzeuge wie Murmelbahnen oder Autos.

Bei keinem Set wird etwas dauerhaft mit Klebstoff, Klebeband oder Kabelbinder verwendet wird. Das hat interessante Auswirkungen.

Erstens: Die Kinder fokussieren sich auf Bauprozesse, nicht auf Ergebnisse. Weil das Gebaute nicht „erstarrt“, liegt es nahe, ein Bauwerk nach dem Herstellen wieder zu demontieren und etwas Neues aus dem Material zu errichten.

Zweitens können die Materialien nach dem Bauen vielfach wiederverwendet werden, weil sie den Bauprozess ziemlich unbeschadet überleben.

Drittens ist das Bauen verschmutzungsärmer und bedarf damit wenig Aufsicht: Ohne Klebstoff und Farbe kleckert nichts, sodass kaum Tisch- und Wandschutz nötig ist.

Viertens trainiert diese Klebstofflosigkeit die Kinder, sich auf neue und pfiffige Verbindungstechniken einzulassen. Mit Packband oder Heißkleber kriegt man die Dinge leicht miteinander verbunden. Ohne diese Helfer erforscht man neue Wege, um Materialien miteinander zu verbinden und gelangt zu ganz eigenwillige Konstruktionen.

Dieses Buch soll Ihre Kinder auf Ideen bringen. Vielleicht bringt es aber auch Sie auf Ideen: Wenn man erst einmal beginnt, Kombinationen von Alltagsmaterialien als Bau-Sets anzubieten, kommen schnell neue Ideen hinzu. In diesem Sinne wünsche ich ein inspirierendes Bauen mit den Kindern – und viele eigene Ideen für gute Bau-Sets!

Leseprobe:

Spielen in der Bauecke

In diesem Heft stelle ich Ihnen 26 Bau-Sets vor. Es ist jeweils Kombinationen aus zwei, drei oder vier Materialien. Die Grundidee ist, diese Dinge als Material-Boxen jeweils wie Montessori-Tabletts Kindern zum Freispiel anzubieten – ob nun alleine oder in kleinen Gruppen.

Das Material der Bau-Sets hat bestimmte Gemeinsamkeiten: Alle Dinge, die Sie in diesem Heft vorgeschlagen kriegen, sind nicht speziell als Spielmaterial für Kinder entwickelt worden. Deswegen bekommt man sie nicht im Spielzeugladen, sondern in alltäglichen Geschäften wie Baumarkt, Haushaltswarenladen oder Drogerie. Andere Dinge sind eigentlich Abfall, weil sie als Verpackungsmaterial zu uns gelangen. Die Dinge sind preiswert: Zusammen kosten die in diesem Buch vorgestellten Materialien kaum 50 Euro. Viele Dinge sind für die Kinder alltäglich, was bedeutet, dass sie diese auch zuhause entdecken und weiterbauen können. Manche Dinge sind uns als Einwegartikel bekannt – wie Strohhalme und Plastik- oder Pappbecher – und werden in den Händen der Kinder zum Mehrweg- und Vielzweckspielzeug, weil sie anstatt weggeworfen zu werden immer wieder bespielt werden.

Welche Materialien in jedem Material-Set zusammentreffen, ist alles andere als Zufall. Immer sind es zwei, drei  Dinge, die sich aufgrund ihrer Form oder ihres Materials besonders gut miteinander verbinden lassen. Manchmal entstehen fast von selbst Spielzeuge wie Murmelbahnen oder Autos.

Bei keinem Set wird etwas dauerhaft mit Klebstoff, Klebeband oder Kabelbinder verwendet wird. Das hat interessante Auswirkungen.

Erstens: Die Kinder fokussieren sich auf Bauprozesse, nicht auf Ergebnisse. Weil das Gebaute nicht „erstarrt“, liegt es nahe, ein Bauwerk nach dem Herstellen wieder zu demontieren und etwas Neues aus dem Material zu errichten.

Zweitens können die Materialien nach dem Bauen vielfach wiederverwendet werden, weil sie den Bauprozess ziemlich unbeschadet überleben.

Drittens ist das Bauen verschmutzungsärmer und bedarf damit wenig Aufsicht: Ohne Klebstoff und Farbe kleckert nichts, sodass kaum Tisch- und Wandschutz nötig ist.

Viertens trainiert diese Klebstofflosigkeit die Kinder, sich auf neue und pfiffige Verbindungstechniken einzulassen. Mit Packband oder Heißkleber kriegt man die Dinge leicht miteinander verbunden. Ohne diese Helfer erforscht man neue Wege, um Materialien miteinander zu verbinden und gelangt zu ganz eigenwillige Konstruktionen.

Dieses Buch soll Ihre Kinder auf Ideen bringen. Vielleicht bringt es aber auch Sie auf Ideen: Wenn man erst einmal beginnt, Kombinationen von Alltagsmaterialien als Bau-Sets anzubieten, kommen schnell neue Ideen hinzu. In diesem Sinne wünsche ich ein inspirierendes Bauen mit den Kindern – und viele eigene Ideen für gute Bau-Sets!

So geht’s – Die Bau-Sets in der Praxis

Wie sollten Sie diese Sets einsetzen? Es ist gut, sich vorher ein paar Gedanken über den Einsatz zu machen.

Material beschaffen und vorbereiten

Beschaffen Sie das Baumaterial rechtzeitig vor der ersten Aktion. Für manche Materialien bietet es sich an, Eltern und Kollegen zum Sammeln einzuladen. Andere Dinge erhalten Sie im Baumarkt oder – oft preiswerter – im Online-Versandhandels, siehe auch Glossar am Ende des Buches.

Zu manchen Aktionen gehören Vorbereitungsschritte, die mit einfachem Werkzeug wie Cutter, Schere oder Locher erledigt werden können – und bei denen ältere Kinder gerne mitwirken können.

Sets vorbereiten

Halten Sie pro Set eine überschaubare Menge jedes Materials bereit, orientieren Sie sich dabei an den Materialfotos. Halten Sie Reservematerial bereit.
Bewahren Sie sie Materialien pro Set in einer flachen transparenten Box auf, auf die Sie ein Foto mit allen enthaltenen Teilen kleben können. Auf diese Weise fällt das Aufräumen nach Ende des Freispiels leicht. Kleinere Dinge im Set sollten Sie zusätzlich im Zip-Beutel bereithalten. Ebenfalls kann sich die Herstellung von Inspirationsfotos fertiger Objekte anbieten.

Ein neues Set vorstellen

Stellen Sie das Set auf Tisch oder Boden bereit. Es bietet sich an, ein Inspirationsobjekt anzufangen, an dem die Kinder gerne weiterbauen. Ebenfalls könnten Fotos fertiger Objekte die Kinder auf zusätzliche Ideen bringen, was mit dem Set gebaut werden kann.

Einige Sets brauchen unkomplizierte, eigentlich selbstverständliche Regeln, weil Werkzeuge wie Schraubendreher oder Hämmerchen zum Einsatz kommen.

Im Freispiel einsetzen

Wenn die Kinder neue Materialboxen kennen gelernt haben, können sie diese wie andere Spiele selbstständig auswählen. Halten Sie dafür drei bis vier verschiedene Boxen bereit.
Als Begleiterin können Sie neben dem Beobachten Zwischenergebnisse auf Fotos festhalten, denn viele Objekte bleiben nicht dauerhaft erhalten. Damit entsteht eine Reihe an Inspirationsbildern. Bauen Sie ruhig ab und an mit: Ein aktiver Erwachsener ist eine tolle Inspiration für Kinder.

Sets verbinden

Obwohl jedes Set eine bestimmte Materialkombination aufweist, macht es aus Sicht der Kinder oft Sinn, die Dinge eines Sets in ein anderes Set überwechseln zu lassen. Lassen Sie das zu, erinnern höchsten daran, dass Sie sich auf die Mithilfe des Kindes beim Aufräumen verlassen müssen

Aufräumen

Die Bau-Sets leben davon, dass das Material darin geordnet angeboten wird. Erleichtern Sie daher den Kindern ein gründliches Aufräumen, indem Sie rechtzeitig an den bevorstehenden Beginn der Aufräumzeit erinnern: So, jetzt noch 10 Minuten!

Dokumentieren

Stellen Sie entstandene Fotos und wenige Objekte im Elternbereich aus. Wenn Sie ein wenig des verwendeten Materials auf einem Tischchen dazulegen, kommen Eltern und Gäste sicher auf den Geschmack und bauen selbst ein wenig. Das schafft eine Brücke von der Kita zum Zuhause des Kindes.

Hochstapler

Mit dem Stapeln fängt das Bauen an. Schon früh begreifen Kinder, dass man Dinge aufeinanderlegen oder -stellen kann. Wenn man das gut macht, fällt das so entstandene Bauwerk nicht gleich wieder um. Aber was heißt „gut“ stapeln? Das probieren Kinder unermüdlich und mit viel Spaß aus. Beim Stapeln geht es um Statik. Der Kindergarten-Pionier Friedrich Fröbel hat über die bestmögliche Form von Bausteinen nachgedacht, die Kinder zum intensiven Erproben motivieren, und entwickelte verschiedenste Formen aus Holz. Stapelspaß ergibt sich aber auch mit Alltagsmaterialien: Probieren Sie doch mal Hochstapler-Bausets mit Tetra-Pak oder Eierkartons! Die fördern Fingerfertigkeit und Konstruktionsgeschick.

Schwamm + Co

Material: 3 bis 4 Sets aus 10 bunten Putzschwämmen mit Kratz-Seite ; 1 bis 2 größere, dünne Schaumstoffplatten; 1 Rohrisolierungsrohr und / oder Poolnudel
Für die Vorbereitung: Schere, Küchenmesser

Vorbereitung

Schwämme eignen sich bereits „pur“ hervorragend als Bausteine. Mehr Möglichkeiten ergeben sich mit mehr Bausteinen, dazu einfach die Schwämme teilen: Dazu die Putzschwämme mit einer großen Schere längs halbieren. Einige der so entstandenen Streifen (Quader) in kleine Würfel schneiden. Aus den Schaumstoffplatten für Bodenplatten und Dächer Quadrate und Rechtecke (10 x 10, 10 x 20 bis 30 x 30 cm) zurechtschneiden. Runde, flache Formen oder Zylinder entstehen, wenn man mit einem geriffelten Küchenmesser von Rohrisolierung oder Poolnudel mehr oder weniger dicke Scheiben abschneidet. Einige der so entstandenen Formen halbieren, um Bögen anbieten zu können.

So geht’s

„Mauern“ Sie ein wenig vor, indem Sie auf einer Grundplatte – einem flachen Stück Schaumstoff – eine Mauer mit mehreren „Steinreihen“ errichten. Es ist ganz einfach, die Schwämme aneinander haften zu lassen: Zwei Schwämme aneinanderhalten, ein bisschen zusammenquetschen und loslassen. Oder zwei Kratz-Unterseiten aneinander reiben, wodurch sie wie Klettverschlüsse aneinanderhaften.

Becher + CD

Material: 40 bis 50 normale Papier- oder Plastikbecher in möglichst bunten Farben; 20 bis 30 „Schnapsbecher“ aus Papier oder Plastik, ebenfalls bunt; 3 bis 5 Sektkelche aus Plastik; 5 bis 10 CDs oder andere bunte Scheiben

Stapelspaß

Gleichartige, verschieden große Eimerchen, aus denen Stapeltürme wachsen, sind Standard in fast jeder Bauecke. Noch mehr Stapelspaß entsteht mit einer Kombination aus unterschiedlich geformten Gefäßen und Scheiben. Der Schwierigkeitsgrad ist etwas höher, wird aber belohnt mit schön anzusehenden Türmen, wenn Sie als Ausgangsmaterial quietschbunte Becher anbieten.

So geht’s

Ein einfacher Becherpfeiler wächst schnell in die Höhe, das ist ein Kinderspiel! Regen Sie an, höhere Türme als die eigene Größe zu bauen – es ist genug Material da! Wer mag mal etwas schwierigere Techniken ausprobieren? Zeigen Sie den Kindern, wenn sie nicht selbst darauf kommen, wie sich Becher an der Seite mit der Öffnung aufeinanderstapeln lassen, indem man eine CD dazwischenlegt. Oder Türme mit mehreren Pfeilern bauen, die dann nach oben zusammenwachsen – wie der Eiffelturm.


Tetrapak

Material: 30 – 40 Tetrapak 
Für die Vorbereitung: Spülmittel, Cuttermesser, Kreppklebeband

Superleichte Quader – selbst gemacht

Mit ausgespülten Tetrapaks lassen sich in Windeseile große Bauwerke errichten. Vielleicht sammeln die Eltern mit! Wichtig: Die Tetrapaks sollten das gleiche Format haben. Und dann müssen die Faltkartons ein wenig vorbereitet werden, damit sie als Bausteine gut funktionieren:
1. Die Tetrapaks zweimal mit etwas Spülmittel ausspülen und anschließend mit der Öffnung nach unten einige Tage trocknen lassen – am besten draußen.
2. Da der Verschluss beim Bauen mit „unbehandelten“ Einzel-Tetrapaks stört, verbinden wir einfach zwei Faltkartons zu einem makellosen „Baustein“: Dazu ein Tetrapak an der Oberseite öffnen (auseinanderfalten), den Schraubverschluss entfernen und die Öffnung vorsichtig über ein zweites ungeöffnetes Tetrapak stülpen. Beide Faltkartons mit Kreppklebeband verbinden – fertig ist ein stabiler, etwa 35 cm langen „Baustein“.

Tipp

Schneiden Sie bei einigen Tetrapaks die Oberseite mit dem Cutter diagonal ab. Diese „spitzen“ Einzel-Tetrapak-Bausteine kommen als Eckverbindungen zum Einsatz: Einfach die spitze Öffnung im 45-Grad-Winkel in einen langen Tetrapak-Baustein einstecken.