Freispiel-Impulse Werkstatt

Freispiel beim Werken – geht das? Und was gibt es noch außer dem Einhämmern von Nägeln in Holz? Dieses Buch präsentiert Werk-Ideen mit Holz, Pappe, Draht, Alu, Schaumstoff oder Plastik – und kinderleichte Verbindungstechniken. Ideal für Kinder, die werkeln wollen – und für alle pädagogischen Fachkräfte, die auf der Suche nach Inspiration sind!

Werken im Freispiel

Freispiel beim Werken – geht das? Und was gibt es noch außer dem Einhämmern von Nägeln in Holz? Dieses Buch präsentiert Werk-Ideen mit Holz, Pappe, Draht, Alu, Schaumstoff oder Plastik – und kinderleichte Verbindungstechniken. Ideal für Kinder, die werkeln wollen – und für alle pädagogischen Fachkräfte, die auf der Suche nach Inspiration sind!

Freispiel-Impulse Werkstatt – Hier kaufen

von Michael Fink
Verlag Herder
1. Auflage 2023
Geheftet
64 Seiten
ISBN: 978-3-451-39530-7
EUR 15,00 €

Leseprobe:

Vom Werken

In diesem Buch geht es um das Werken im Kindergarten. Bevor ich 25 Ideen für Freispiel-Impulse zu diesem Thema vorstelle, ist es sinnvoll, über den Begriff des Werkens nachzudenken. Im Wort steckt das Werk. Aber muss beim Tun in der Werkstatt immer ein „Werk“ herauskommen? Kleine Kinder haben die ungeheure Fähigkeit, sich sehr intensiv einer interessanten Tätigkeit zu widmen. Was man in Tun erleben, verändern, erfahren kann, ist ihnen viel wichtiger als ein Ergebnis, das man damit erzielen kann. Gute Impulse zum Thema Werken sollten Kinder also weniger anregen, ein konkretes Objekt zu bauen – wie etwa ein hübsches Vogelhaus – sondern Kindern Lust machen, ein besonderes Material, ein spannendes Werkzeug oder eine pfiffige Technik auszuprobieren.

Vielfalt ist Trumpf

Wie sieht Werken im Kindergarten aus? Viele Menschen denken dabei


automatisch zuerst an Holzarbeiten. Aber es gibt unterschiedlichste Materialien, die sich bearbeiten lassen: Metalle, Plastikarten, Folien und eine Vielzahl von spannenden Verbindungsmaterialien vom Kabelbinder bis zum Gipskartondübel. Zu einer vielfältigen Werkstatt für Kinder gehört es dazu, den Kindern all diese Materialien und Werkzeuge schmackhaft zu machen.

Selbstwirksamkeit erleben

Kinder lieben es, Tätigkeiten und Werkzeuge auszuprobieren, um Dinge zu verändern. Setzt man die Feinblechschere an Alu oder die Lochzange am Fahrradschlauch an, verändern sich die Dinge durch eigene Kraft. Dass ich gut gearbeitet habe, braucht kein Erwachsener durch Lob zu bestätigen: Das Ergebnis – Stock abgesägt, Plastikbecher gelocht – beweist es klipp und klar: „Ich kann was!“

Freispiel und Werkstatt – passt das zusammen?

Bei den Freispiel-Impulsen in diesem Buch geht es nicht darum, einfach nur Material bereitzulegen und von der Außenlinie zuzuschauen, was das Kind damit macht. Stattdessen sind Sie bei den ersten Malen gefragt, um den Kindern zu zeigen: So geht das! Hier ist es gut, wenn ihr euch helft, wie ich jetzt dir! Schau mal, damit kann man so etwas machen! Und: Achtung, hier musst du aufpassen! Wichtig ist auch die Ermunterung, denn viele der vorgestellten Techniken lernen Kinder nicht beim ersten Ausprobieren, sondern nach mehrmaligem Scheitern und Dranbleiben: Noch mal, dann klappt es perfekt!

Die wohl wichtigste Arbeit leisten PädagogInnen jedoch vor jedem Freispiel: Es ist die bewusste Auswahl der bereitgestellten Materialien. Die Idee bei den hier vorgestellten Freispiel-Impulsen ist es, jeweils Materialien zusammentreffen zu lassen, mit denen es sich auf bestmögliche Weise werken lässt. Wenn eine für Kinderhände passende Zange auf ein dünnes Blech trifft, wenn ein Akkubohrer mit Holzbohrspitze auf weiches Holz trifft, erfahren die Kinder, was man beim Werken bewirken kann.

Die Sache mit der Sicherheit

Sicherheit entsteht durch Erfahrung

„Huch, die Kinder dürfen bei euch schon mit Akkubohrer arbeiten?“ Solche Fragen sind kaum vermeidbar, wenn man Kindern in der Werkstatt viel zutraut. Die Antwort könnte lauten: „Sie dürfen es, damit sie es immer besser können. Ich ermögliche den Kindern hier, unter meiner Aufsicht, den richtigen Umgang mit Werkzeugen, damit sie lernen können, gefährliche und zugleich spannende Tätigkeiten auszuführen.“ Denn eigentlich weiß jeder: Wenn man Kinder von alltäglichen Gefahren fernhält, lernen sie den Umgang damit nicht.

Sicherheit entsteht durch Übersicht und Klarheit

Aufsichtspflicht heißt gerade in der Werkstatt: Man muss für jedes Kind entscheiden, was man ihm schon zutrauen kann. Wie aber lässt sich da gerade in Freispielphasen Übersicht bewahren? Indem die Kinder „Führerscheine“ ablegen, am besten sogar mit einzelnen Stempeln: „Den Sägestempel hast du schon, super. Wollen wir heute mal schauen, ob du auch den für den Standbohrer kriegst?“ Solche Führerscheine machen es den Kindern transparent, was man können und beachten muss, um etwas „gefährlichere“ Dinge zu tun.

Sicherheit entsteht durch gute Qualität

Viele Verletzungen entstehen, wenn die Kinder mit viel Kraft arbeiten: Die Säge kommt nicht durchs Holz, dann drücke ich eben stärker! Schuld ist in Kinderwerkstätten oft die schlechte Werkzeugqualität. Mit stumpfen Bohrern und Sägen braucht man viel mehr Kraft. Auch wenn die gut geschliffene Japansäge oder die frische Bohrspitze schärfer sind, können Kinder damit gefahrloser arbeiten, weil es mit Leichtigkeit vonstattengeht.

Sicherheit entsteht durch freie Hände

Die meisten Verletzungen beim Werken entstehen, wenn man mit einer Hand festhält, was die andere bearbeitet: Verbrennung mit Heißkleber, Schnitte beim Schnitzen, Kratzer beim Schleifen. Gut, dass man dagegen etwas machen kann: Das Werkstück am Tisch befestigen! Werden Holz und Metall im Schraubstock eingespannt, kann man gefahrenarm darauf herumhämmern.

Sicherheit entsteht durch Verantwortung

Trotz alledem sind Werkstätten und Werkecken natürlich gefahrenträchtiger als andere Raumbereiche im Kindergarten. Das bedeutet: Ohne das Prinzip der Aufsichtspflicht ernst zu nehmen, könnte es riskant werden. Und das heißt: Die Kinder brauchen Freiraum für selbstverantwortliches Handeln – müssen aber jederzeit das Gefühl haben, dass jemand ihr Tun im Blick hat. Abgelegene Räume, bei denen die Kinder unter sich sind, entsprechen dem Prinzip nicht. Gerade bei offen arbeitenden Kitas ist die Festlegung wichtig, wer wann für den Raum verantwortlich ist – und wann er gegebenenfalls nicht geöffnet ist.

Holz stecken und kleben mit Holzdübeln

Material: kleine Holzstücke, Aststücke von 2–4 cm Dicke, weiche Holzplatten, Holzdübel, Sägen (VB), Bohrer (mit und ohne Strom) mit Holzbohrspitze, Einmachgummi oder Klebeband, Holzleim, Holzdübel

Die Idee

Kleinen Kindern fällt es schwer, sich in großen Rohmaterialien wie einer rechteckigen Holzplatte ein daraus zu bauendes Objekt vorzustellen. Viel leichter kommen ihnen die Ideen, wenn sie viele kleine, lustig geformte Stücke in die Hand nehmen und nur noch verbinden müssen: „Das Holzstück wird der Kopf, dieses der Bauch, dann noch Beine …“ Also legen Sie bei diesem Freispielimpuls Holz in handlichen und interessanten Formen bereit.

Schwierig ist es für Kinder, dicke Holzstücke zu nageln oder zu schrauben. Eine gute Alternative sind Holzdübel, mit denen man auch schwierige Verbindungen hinbekommt. Alles, was man dafür braucht, ist ein Bohrer mit Holzbohrspitze in der Größe des Dübels.

Vorher…

… beschaffen Sie kleinere Holzstücke, mal dreieckig, mal lang, mal rund. Große Holzplatten möglichst krumm und schief kleinsägen.
… bringen Sie an der Holzbohrspitze in etwa 1 cm Höhe eine Markierung mit Lack oder Klebeband an, die warnt: So tief solltest du bohren, tiefer nicht.

So geht’s

Zeigen Sie neuen Kindern, wie man mit Akkubohrer oder Handbohrer ein etwa 1 cm tiefes Loch in zwei Holzstücke bohrt. Dann muss man nur noch einen passenden Dübel in eines der Löcher stecken und das andere Stück aufstecken – hält. Wenn die Verbindung für immer halten soll, gibt man vorher in beide Löcher einen Tropfen Holzleim.

Fahrzeugfabrik

Material: runde Bierdeckel, Strohhalme (Papier), Schaschlikstäbe, Korken, eventuell Milchkartondeckel, „Dachpappstifte“ (Nägel mit breitem Kopf), Milchkarton und / oder kleine Pappkisten, Schere, doppelseitiges / einseitiges Klebeband, Tomatenmesser, Hammer, evtl. Heißkleber, weiteres Deko-Material nach Bedarf

Die Idee

An dieser Station liegen Dinge bereit, um Autos, Busse, Lastwagen oder Züge zu bauen, die sich ausgesprochen elegant fortbewegen. Clou ist die Radachse aus Schaschlikstab und Strohhalm mit „Kugellager-Effekt“.

So geht’s:

Zeigen Sie den Kindern, wie man das Grundelement für gut rollende Fahrzeuge herstellt, nämlich die Radachse. Dafür steckt man einen Schaschlikstab durch einen Strohhalm. Oft muss man den Halm vorher mit der Schere kürzen, damit der Stab an beiden Seiten mindestens 3 cm hinausschaut. Nun steckt man auf der spitzen Seite des Stabes einen Korken auf. Um auf die „stumpfe“ Seite des Schaschlikstab auch einen Korken aufzustecken, muss man erst mit dem Kastanienbohrer ein Loch hineinbohren. Lässt man zwischen Korken und Strohhalm auf beiden Seiten ein wenig Schaschlikstab sichtbar, kann sich der Korken-Stab hervorragend im Strohhalm drehen. Räder bringt man an den Korken an, indem man einen Bierdeckel mit einem Dachpappenstift festnagelt. Das Ganze macht man zweimal – fertig sind vier gut drehende Räder, die nur noch unter einem Milchkarton festgeklebt werden müssen, der nach Belieben umgebaut und dekoriert werden kann.